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Provisorium als zeitsprengendes Kunstphänomen

Was 1929 lediglich als eine vorübergehende Lösung gedacht war, überrascht bis heute die Phantasie und Vorstellungskraft des Betrachters und versetzt ihn in ungläubiges Staunen.

Als Dominikus Böhm mit der architektonischen Gestaltung des Montagsmarktplatzes in Hindenburg beauftragt wurde, stand ihm noch eine scheinbar undankbare Aufgabe bevor; die Umgestaltung des sich bereits im Rohbau befindlichen Vereinshauses des neuen Kamillianer Ensembles. Bis die nach seinen Entwürfen geplante neue Kirche gebaut würde, sollte Böhm das Vereinshaus in eine Notkirche in „schlichter und sparsamer Form“ umwandeln.

Holz wurde hier zum herausragenden Gestaltungselement des Architekten. Böhm entwickelte meisterhafte Kompilationen in Form, Art und Farbgebung. Es entstand ein Kunstwerk, das die für den Architekten programmatische Idee der Einraumkirche verinnerlichte – „Ein Gott, eine Gemeinde, ein Raum“.

Die Realisierung des Montagsmarktplatzes wurde nie vollendet und auch die dazugehörige und von Dominikus Böhm entworfene Kamillianer Kirche nie gebaut. So aus einem Provisorium entstand ein expressionistisches Gotteshaus, das bis heute im nahezu Originalzustand erhalten blieb. Eine der ungewöhnlichsten Kirchen der Moderne oder mit anderen Worten, das im Ansatz materialisierte Schaffens-Credo des Architekten – RAUM IST SEHNSUCHT.

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